Wenn ein Rad bei einer gegebenen Wattleistung am schnellsten ist, muss es das schnellste Rad sein, oder irren wir uns?
Mit Powermetern wurde das Testen von Material scheinbar sehr einfach: Man fährt eine gegebene Strecke bei einer gegebenen Leistung und vergleicht die Geschwindigkeiten beim Einsatz von zwei Produkten, die man gegeneinander testen will.Die, welche noch mehr ins Detail gehen, verwenden die Virtual Elevation-Methode von Robert Chung, mit der man noch präzisere Resultate erhält. Aber messen wir damit wirklich alles?
Ich bin seit langem überzeugt, dass diese Methode zwar durchaus seine Berechtigung hat, aber eine grosse Komponente ausser Acht lässt: den Fahrer selbst. Dies genau zu artikulieren, fand ich aber schwierig, bis ich letzte Woche den exzellenen Performance Process-Podcast von Escape Collective gehört habe, wo Arnur Larusson von Tymewear sinngemäss sagte: "Ein Powermeter besagt, was der Athlet macht. Er misst aber nicht,was Trainingseinheit mit dem Athleten macht".Während es hier um Training geht, kann man das durchaus auch auf Material anwenden: Wir messen, wie schnell ein Rad ist, wenn wir eine gewisse Leistung erbringen. Wir messen aber nicht, wie sehr sich der Fahrer dafür anstrengen muss.
Dafür gibt es einige einleuchtende Beispiele: Pinkbike z.B. hat einige Male Bikes bergauf getestet, alle mit den selben Reifen ausgestattet, indem bei einer gegebenen Leistung bergauf gefahren wurde. Sie habe kaum Unterschiede gemessen. Trotzdem wissen wir erfahrungsgemäss, dass zwischen einem leichten XC-Hardtail und einem groben Enduro bergauf massive Unterschiede bestehen. Diese kommen nicht nur von den Unterschieden bei den Reifen und dem Gewicht, sondern auch davon, dass wir in einer effizienteren Position und ohne wippende Federung unterwegs sind. Während das Gewicht und die Reifen von dem Powermeter erfasst werden, misst er die zusätzliche Anstrengung durch Wippen und Position nicht.
Ein anderes Beispiel ist ein Video, bei dem GCN Schuhe mit einem Powermeter gemessen und keine Unterschiede gefunden hat. Glücklicherweise war derartig offensichtlich, dass ein Powermeter die Effizienz von Schuhen nicht messen kann, dass das Video nach kurzer Zeit wieder entfernt wurde.
Weitere ähnlich Beispiele, wo wir den Einfluss von Material auf die Leistungsfähigkeit des Fahrers nicht vernachlässigen dürfen, gibt es viele: Rahmensteifigkeit, Vibrationen, extreme aerodynamische Positionen etc. Bisher ware es aber beinahe unmöglich, diese Einflüsse im Feld und ohne hohe Kosten zu messen. Hoffentlich wird sich das mit Messmitteln wie dem Atmungssensor von Tymewear ändern.